Gespräch mit 11Freuden:
Text: David Nienhaus

Detaris Ball war zu halten!
Ralf “Katze“ Zumdick über das Pokalfinale 1988

Ralf Zumdick lässt mit sich streiten. Vielleicht sei Detaris Freistoss damals im DFB-Pokalfinale haltbar gewesen, meint die »Katze«. Doch das beschäftigt ihn nur selten. Abhaken, heißt die Devise des ehemaligen Torhüters vom VfL Bochum.

*Herr Zumdick, in Ihrer Karriere waren Sie bei vier Vereinen in
Deutschland und außerdem noch in Ghana tätig. Verfolgen Sie den
Werdegang ihrer ehemaligen Teams?*

In meiner Karriere als Spieler hatte ich nur zwei Vereine: Preußen Münster und den VfL Bochum. Das hat mich natürlich geprägt hier im Westen und speziell im Ruhrgebiet. Beim VfL Bochum war ich dann lange Co- undspäter auch Cheftrainer. Aber als es nach dem Wiederaufstieg nicht mehr so rund lief, wir auf einem Abstiegsplatz standen und sich die Wege trennten, bin ich sozusagen in die Welt gezogen, weil in Deutschland keine Angebote kamen. Ich bin auf einen anderen Kontinent gegangen und habe in Ghana eine Vereinsmannschaft übernommen, mit der ich dann in den
»Africa Cup« in Casablanca eingezogen bin. Daraufhin hat man mich zum Nationaltrainer gemacht. Wenn damals nicht das Angebot von Klaus Toppmöller gekommen wäre, beim HSV etwas aufzubauen, wäre ich wahrscheinlich immer noch in Afrika. Aber auch die Zeit beim Hamburger SVmöchte ich nicht missen. Dort habe ich alles mitgemacht: Von Uefa-Cup bis Champions League und sogar Abstiegskampf – auf den wir auch gut hätten verzichten können. Das sind Momente, die einen auch emotional an den Verein binden. Speziell beim VfL Bochum, wo ich insgesamt 20 Jahre lang war – zu diesem Verein habe ich eine ganz besondere Beziehung.

Woran denken Sie beim Stichwort “Preußen Münster”?

Ich habe in Münster mein Elternhaus, meine Familie wohnt immer noch
in der Nähe des Preußenstadions und ich bin damals zum Training mit dem Fahrrad gefahren. In Münster habe ich von der E-Jugend bis zur ersten Mannschaft gespielt und ich war immer stolz, den Preußenadler auf der Brust zu tragen. Ich hoffe, dass der Verein nun endlich die Kurve bekommen hat. Preußen hat sich gerade für die neue Regionalliga qualifiziert und auch der Schritt, den Stadionumbau nun endlich anzupacken, stimmt mich positiv. Der Verein muss wieder eine bessere Adresse im Fußball werden – auf jeden Fall wesentlich besser als momentan.

Wie sind Ihre Erinnerungen an ihren Gegner Lajos Detari, den Frankfurter Siegtorschützen im DFB-Pokalfinale 1988?

Oje. Das wäre so ein riesiger Erfolg gewesen für den VfL und unsere
Mannschaft. Viele Leute sagen immer noch, der Freistoß von Lajos Detari sei haltbar gewesen. Da lasse ich gerne mit mir streiten. Letztendlich frage ich mich heute noch – ich habe mir die Szene natürlich sehr häufig noch angeguckt – ob der Ball haltbar war. Ich habe denn Ball sehr spät gesehen und dann passte natürlich die Absprungfolge nicht mehr. Ich erinnere mich auch noch, dass Uwe Leifeld in diesem DFB-Pokalfinale gegen Frankfurt ein reguläres Tor aberkannt wurde. Der Verein hätte den Pokal absolut verdient und natürlich auch das darauf folgende internationale Geschäft. Aber so ist der Fußball und damit muss man fertig werden: Abhaken und dann geht es weiter.

Vor ein paar Wochen standen Sie mit Borussia Dortmund erneut im DFB-Pokalfinale. Sind die Erlebnisse vergleichbar?

Damals war das ganze Stadion voller VfL-Fans, diesmal war dort eine
schwarzgelbe Kulisse. Als Spieler fand ich es gigantisch und jetzt mit
Dortmund war es wieder ein absolut emotionales Erlebnis. Insofern, ja,
es ist durchaus vergleichbar. 2008 haben wir leider nur am Rande mit-
bekommen, was in Berlin losgewesen sein muss. Die komplette Hauptstadt in Dortmunder Hand, das muss überragend gewesen sein. Ich bin froh, dass wir eine respektable Leistung abgeliefert haben und wir dem Pokal im Prinzip sehr nahe waren. Aber dann kam das typische »Luca Toni-Glück« und somit sind die Bayern als Sieger vom Platz gegangen. Der Uefa-Cup-Startplatz in der kommenden Saison ist für uns natürlich ein Trostpflaster und da richten wir jetzt schon unsere Planungen nach aus.

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